Samstag, 19. Februar 2011

guate-info / cuando un amigo se va...

Wenn ein Freund weggeht...

... ist das eine traurige Sache. Doch mit ihrer CD "Cuando un amigo se va..." spenden die Lassos Mariachis Trost.


"Wir sind die Lassos Mariachis, und singen cuando un amigo se va..." Mariachis sind fahrende Sänger, und auf die eine - oder andere - Weise erfüllen auch die Lassos diese Tradition. Lassos Mariachis, das sind Jorge Blanco und Raoul Corona. Der Freund der geht heißt zumeist Jose, und steht doch auch nur stellvertretend für uns alle. Die Lassos Mariachis geben dem Begriff unplugged eine neue Bedeutung. Raoul und Jorge, zwei Stimmen und zwei Gitarren. Lassos Mariachis: das ist die Sehnsucht nach der Ferne und der Nähe zugleich, das ist wenn der deutsche Schlager nach Lateinamerika emigriert, das ist mehr als nur Musik, das ist eine Lebenseinstellung, die nicht frei von humorvoller Gelassenheist ist: Der Lasso-Way...
Die beiden Wiener Desperados singen von fernen Ländern und Mädchen am Hafen. Sie gondeln im Zeitraffer durch die Welt, und werden doch nur von der Sehnsucht getragen die Heimat zu finden. Der Abschied ist ein zentrales Thema, das sich wie ein roter Faden durch ihr ganzes Werk zieht. Ein Weggehen um anzukommen, ein Verlassen und Verlassen werden um sich vielleicht einmal wieder zu sehen, ein Fortgehen um nach Hause zu kommen. Ein Rendezvous mit der Fremde um sich selbst zu finden. Auch bei den Lassos kreist alles um die zentralen Banalitäten des Menschseins: Freundschaft, Liebe, Sehnsucht nach Glück und Erfüllung. Die ewig gleichen Fragen werden aufgeworfen, herausgelöst und in einem neuen Kontext wieder zusammengefügt, wie etwa in Vaya con Dios: "Wohin willst du gehen und wo kommst du her". Die Sprache ist geprägt von Versatzstücken: Deutsch, viel Spanisch, ein wenig Französisch, Polynesisch, Anglismen, aber auch Ausdrücke aus der modernen Lyrik der Popmusik, wie etwa 'uuu', fehlen nicht.
Dreizehn Eigenkompositionen, oder besser gesagt 11+2, bietet dieser Tonträger (laut Klaus Nüchtern ein schwer auszusprechendes Wort, oder so ähnlich). Ein typisches Beispiel für die Ironie der Lassos. Denn es finden sich auf der CD zwei Bonustracks: 'Soll ich es singen' - eine historische Aufnahme - und 'Montana', live aus oder von Montana, wie auch immer: "Geh' nicht weg, du, mein Montana. bind diese Pferdeärsche los und reite westwärts, und bleib doch da, mein Montana." (manfred holawe, märz 1999)

cover / vamos

(2006)

cover / amigos

(2002)

cover / cuando un amigo se va...

(1998)

live @ 7stern



(c) schippany, 1999, 7stern

live @ kulturnomadenzelt 2009

topic / amigos

"Wahnsinnig gewordene Flamenco-Gitarren treffen auf eine 70er-Jahre-Grovvebox und eine Melodica. Dazu singen die Wiener Desperados Jorge Blanco & Raoul Corona 17 Lieder über Liebe, Tod und Freundschaft. Wiener Samstagnachmittags-Texmex nahe an den Skispringerliedern - nur viel schöner. Muchas gracias, Amigos." (Nr. 132, Juli/August 2002, S.22)

skug / córdoba/europameister

"Eigentlich geht mir diese künstlich erzeugte Fußballhysterie schon ziemlich auf die Nerven. Jeder dahergelaufene Hansl fühlt sich heutzutage bemüßigt seinen Senf dazu zu geben, um vielleicht auch ein Stück vom Würstel vulgo Kuchen zu bekommen. Da kommt mir - unter uns gesagt - »des Speibn«.
Doch manchmal lassen sich - abseits (sic!) von Schick und Moden - noch wahre Kleinode entdecken. »Cordoba« und »Europameister« der beiden fahrenden Wüstensänger Lassos Mariachis zählen zweifellos dazu. Sie lassen den Charme eines maltesischen Sandplatzes (wenn ihr versteht, was ich meine?) wieder aufleben, und blicken tief in die österreichische (Fußball-)seele. Sei es Fluch oder Segen, auch wenn ich Cordoba nicht mehr hören kann, »Cordoba« gehört gehört. Natürlich auch »Europameister«, die einzig wahre, wenn auch geheime, Hymne des Veranstalters an der Donau (Euro 2008). Selbst wenn die Lassos manchmal irren - sollte es doch besser heißen »...denk nicht mehr an Cordoba und schenk uns den Europameister« - eines ist gewiss, den Titel Europameister der Herzen haben sie sich redlich verdient."

concerto / vamos

Träume von der großen weiten Welt

Über den Charme der Wiener Grätzelband Lassos Mariachis

Die Lassos Mariachis zählen bei Gott nicht zu den berühmtesten österreichischen Bands. Ihr Dilemma, das natürlich kein wahres Dilemma ist, beginnt schon damit, dass sie keine richtige Band sind. Die als Mexikaner verkleideten Musiker Jorge Blanco und Raoul Corona machen Klamauk um Bubenträume von Männern, die theoretisch längst erwachsen sind. So wenig wie die beiden nämlich Jorge Blanco und Raoul Corona heißen, so fern liegt ihnen auch das heiße Mexiko. Innerlich. Äußerlich. Da helfen nicht einmal die größten Sombreros. Wahrscheinlich haben Jürgen Plank und Roland Cresnar einmal von Mexiko und der weiten Welt geträumt, als sie noch in ihren Zwanzigern steckten, Tequila tranken und beschlossen, eine Band zu gründen. Ob sie jetzt auch noch davon träumen, sei dahin gestellt. Dem Thema Mexiko haben sie jedenfalls die Treue gehalten. Zu konsequent zieht es sich durch Outfits, „Bühnenshow“ und Musik - eigenwilliger Tex-Mex. Zu konsequent der permanente Bruch damit. „Muchas gracias“ so leidenschaftslos und monoton in das Mikrofon zu hauchen, ist wahrlich eine Kunst. Und genau darin besteht der Charme der Lassos. Jürgen Plank und Roland Cresnar verkörpern in vielerlei Hinsicht so ziemlich das Gegenteil von dem, was hierzulande mit Mexiko konnotiert wird.
Seit elf Jahren sind die Lassos, wie sie von Grätzel-Insidern genannt werden, Bestandteil der Wiener Musikszene und haben es auch schon einmal auf einen FM4-Sampler geschafft. Eben haben sie ihre dritte CD präsentiert, einmal in Graz, wo ihre Wurzeln liegen, einmal im Wiener Exil: „Vamos“, so der Titel des neuen Albums. Erstmals in ihrer Geschichte haben sie auch einen Videoclip produziert – da sollten sie bei aller Ironie allerdings noch tüfteln. Ansonsten lässt sich kaum etwas aussetzen.
„Vamos“ bietet die gewohnte Mischung aus nett ins Ohr flutschender Gitarremusik, sanften, gut harmonisierenden Männerstimmen und äußerst amüsanten Texten, die prinzipiell ja nicht ernst zu nehmen sind. Klischees, Kitsch, Nonsens, so das selbst auferlegte Motto und Markenzeichen. Vom deutschen Schlager über Cowboy-Fantasien bis zum französischen Chanson wird alles Mögliche bedient. Die ersten Nummern - „Vamos“, „Chiquitita“ und „El Dorado“ - sind klarer Tex-Mex à la Lassos Mariachis. Und triefen vor gelangweilter männlicher Verzweiflung. „Daniela sagt“, dessen Text vom österreichischen Pop-Literaten Martin Amanshauser stammt, ist gleichermaßen Liebes- wie Kinderlied und die erste beschwingte Nummer des insgesamt eher melancholischen Albums. „Gringo“ führt zurück in die mexikanische Prärie und dann endlich: der Sprung über den Ozean, hinein ins französische Chanson. Hoch leben Jaques Brel und Serge Gainsbourg, wenn Roland Cresnar ein kratziges „Je t’aime“ ins Mikrofon singt. „Der Schwimmer“, wieder klassisch Lassos und dann „Faro triste“, das erste echte Highlight des neuen Albums. Zu den sanften Männerstimmen Jürgen Planks und Roland Cresnars gesellt sich die Stimme von Birgit Paul. Was wie ein typischer Schlager-Sprechgesang beginnt, wird immer lyrischer, bunter und flotter. Sehr fein. Ausgezeichnet sogar. Und mitverantwortlich: Günther Freitag, der diesen grandios-komischen Text zu verantworten hat. Dann „Number One“, auf „Faro triste“ eher ein Dämpfer, neben „Daniela sagt“ zwar eine der lustigsten Geschichten – Geschichtenerzähler sind die Lassos schließlich auch, musikalisch lässt diese Nummer aber zu wünschen übrig. Nicht weiter tragisch. Denn der Höhepunkt des dritten Lasso-Albums folgt anschließend: „Wir sind Tiger“ ist mit Abstand die beste Nummer des neuen Albums. Da ertappt man sich beim Refrain glatt dabei, mitzusingen. Auch wenn der Text noch so wenig Sinn ergibt und wirklich purer Nonsens ist. Ob man sich dafür bei den Lassos entschuldigen muss? Entspricht laut Band-Statuten eigentlich nicht dem Lasso-Way, den sie sich von ihren Hörern und Sehern wünschen. In diesem Sinn: Perdón! (Concerto, Jänner 2007, Christa Salchner)

megaphon / vamos

"Der gebürtige Leobner Jürgen Plank arbeitet neben den Lassos Mariachis an den Tasten beim Ersten Wiener Heimorgelorchester. In dieser Formation sorgt er als Jorge Blanco im Verbund mit Roland Cresnar alias Raoul Corona für hispanische Wehmut. Deutsche Texte – deren Humor so trocken sind wie eine trockene Kehle – werden von sanften akustischen Gitarren, ein wenig Casio-Melodik und einer Groovebox sanft ins Reich der Tex-Mex-Edelschnulze gebeten. Herz-Schmerz und das Besingen edler Taten für gescheiterte Intellektuelle." (Megaphon Nr. 134, 2006, S.16)

korso / vamos

"Bis dahin bleibt noch ein wenig Zeit, um das Werk der bereits erwähnten Lassos Mariachis zu würdigen, die soeben ihr drittes Album vorgelegt haben. Mit Vamos (pumpkin records/Trost) erweitern Jorge Blanco und Raoul Corona ihr Text- Universum verlaufend (Werner Schandor, Günther Freitag und Martin Amanshauser lieferten Lyrics zu.) ihr musikalisches Universum jedoch abrupt, kommen doch erstmals mehr als zwei Musikinstrumente zum Einsatz. Dass Instrumente zuweilen aber auch gar nicht vonnöten sind, beweist Isobel Campbell auf ihrem ersten richtigen Soloalbum Milk White Sheets (V2). In "Loving Hannah" vertraut das Belle and Sebastian-Gründungsmitglied nur auf Stimme und "Cachel Wood" ist bestückt mit Mundharmonika und einem "wehenden Frösteln". Fazit: Während Milk White Sheets das ideale Weihnachtsgeschenk für ihre Allerliebsten ist, macht Vamos zum silvesterlichen Sauschädel bella figura." (DJ Kolchos / DJ Sowchos, November 2006)

www.thedanceoftheday.org / vamos

"This record definitely is more funny for people who speak German. All the others - let's bring it to the point - won't understand the band. The lyrics are funny and totally stupid at the same time. Together with the melodies - the songs could be a soundtrack for a movie about cowboys or about seamen - Jürgen Plank and Roland Cresnar aka Jorge Blanco and Raoul Corona create this special flair that's quite hilarious. On their third album the two guys broaden their variety. Beside acoustic guitars and mouth organs they've started to use Keyboards, Samples and a groovebox. And exactly those variations make "Vamos" the best Lassos Mariachis album so far." (Werner Schröttner)

kleine zeitung / vamos

"Gemma! Jorge Blanco und Rauol Corona reiten wieder, Songs pflastern ihren Weg..."
(Walter Titz, Kleine Zeitung, November 2006)

skug / cuando un amigo se va...

"Raoul Corona und Jorge Blanco nennen sich die beiden mit akustischen Gitarren bewaffneten Protagonisten dieser CD, die gemeinsam als Lassos Mariachis ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit treten. Doch die Exotik täuscht, handelt es sich doch hier um zwei Exilgrazer mit ausgeprägtem Hang zu Mexikanismen, deren Wortschatz sich offensichtlich auf einige stehende Redewendungen wie "Margarita La Bonita" oder "Vaya con Dios, Jose" beschränkt. Der Rest der Texte wird in Deutsch vorgetragen, und mit ihnen begibt sich das Duo auf eine krude Gratwanderung zwischen Kitsch und Romantik, zwischen Schlager und Ironie. Der schräge Gesamgsstil, die wuergenden Gitarren sowie das fehlen jeglichen anderen Instrumentariums unterstreichen den Charakter selbstbewußter Kläglichkeit mit hohem Unterhaltungswert. Lassos Mariachis haben sich ihre eigene Welt zusammengebastelt, aus Samstagnachmittagswesternplots, geschundenen Kakteen und zernudelten Reisekatalogen, sie baden in billigen Gefühlen und kontrastieren diese im nächsten Moment durch absurde Wendungen. Man fühlt sich erinnert an den naiven Charme eines Jonathan Richman und das notorische 'Buenas Tardes Amigo' von Ween. Für Liebhaber grenzgenialen Schwachsinns." (Ronald Hartwig, skug 38, April/Mai 1999, S.54)

haubentaucher / amigos

"Dass es in Wien nicht nur elektronische Fahrstuhlmusik oder ansprechenden Hiphop gibt, weiß man. Aber dass in der Bundeshauptstadt auch zwei eigenartige Gringos existieren, die gerne Mariachis wären, haben Sie das auch gewusst? Die Lassos Mariachis jedenfalls haben nicht nur bereits die zweite CD herausgebracht, sondern auch auf Sammelalben wie "Heimat" und "LoveSexAmour" (beide pumpkin records) mitgewirkt. Außerdem taucht der Name neuerdings immer wieder auf Konzertplakaten auf ¬ soll heißen,langsam aber sicher sollte man sie kennen (lernen). "Amigos" ist so etwas wie ein Konzeptalbum. Das bringt an positivem eine gewisse Geschlossenheit, ein gründlich abgehandeltes Thema (Liebe, Trennung, Staub,...). Das was bei "echten" Mariachis schwungvoll, kreischend, hysterisch fröhlich wäre, das ist bei den Wienern tendenziell traurig, depressiv, von Einsamkeit und Verlassenheitsgefühlen getränkt. Die Geschlossenheit bringt es allerdings auch mit sich, dass die CD wenig Tempo, wenig Witz aufbringt. Die genannten Beiträge auf den Pumpkin-Compilations liefern demgegenüber mehr Skurrilität, Ironie, Spiel mit eigenen kulturellen Wurzeln. "Amigos" hingegen hat nur selten solche Momente. Aber einige hervorstechende Songs gibt es schon. "Bauhaus", "Johnny (Wayne)" oder "Vorbei" sind solche, wohingegen speziell die erste Hälfte der CD irgendwie lähmend wirkt. Vielleicht sollte man bei CDs immer erwähnen, für welche Augenblicke im Leben sie sich besonders eignen: Nun denn: "Amigos" ist gut für verregnete Sonntagnachmittage, im Fernsehen läuft Formel 1 oder Springreiten, Heinz Prüller oder Peter Nidetzky weggeschaltet, die Mariachis spielen auf. Oder: "Amigos" ist gut, wenn man halbtraurig sein will, ohne wirklich Grund dafür zu haben." (haubentaucher, CD des Monats August 2002)

skug / amigos

"Lang ist es her, dass ein Freund weggegangen ist, doch unsere "amigos" haben Freunde mitgebracht, um bei Fritz Ostermayer im Sumpf ihre neue CD vorzustellen. Endlich sind sie wieder zurück aus der Wüste der Abstinenz, und reiten für uns durch die Niederungen der Welt bis "In die Berg": Lassos Mariachis, Blanco und Corona, die Gitarren und noch mehr. Sie haben 17 Stücke im Gepäck, die von Liebe, Tod, Freundschaft und dem Bau unserer Träume handeln. Ihre Protagonisten - mögen sie Johnny, oder auch Wayne heißen - sind keine klassischen Helden, sondern Suchende auf der Reise durch das Leben, stets der entscheidenden Frage - "Worum die Welt sich dreht?" - auf der Spur. Manchmal nimmt diese Suche ein jähes Ende. Doch bei den Lassos ist auch nach der Apokalypse noch nicht alles "Vergangen, Vergessen" und Vorbei". Denn: "Es wird immer weitergehen", wenn "Walter Ego" tief in die Zitatenkiste der Popmusik greift, um den "uh-uh-uh" noch einiges draufzusetzen. Lassos sind nicht nur gefährlich, sondern auch - zumindest in der Liebe - polylingual. Angereichert durch Melodikas und Groovebox verliert die Musik der Lassos Mariachis nichts an betörender Schlichtheit, ganz im Gegenteil: "Amigos" läßt uns nicht allein im Regen stehen. Muchas gracias, amigos."

Freitag, 18. Februar 2011

falter / amigos

Auf echte Mariachiklänge hofft man auch beim zweiten Album der schwermütigen Wiener Spaßvögel Jorge Blanco und Raoul Corona vergeblich. Stattdessen erzählen die aus dem Umfeld des Ersten Wiener Heimorgelorchesters stammenden Musiker erneut kleine Geschichten des Trübsals und des Scheiterns, die im Wesentlichen von zwei akustischen Gitarren begleitet werden; dazu gesellen sich gelegentlich eine leidende Melodica und eine alte Rhythmusmaschine. Mit Fortdauer der CD führt dieser Minimalismus zwar zu einer eher grenzwertigen Monotonie; in kleinen Dosen genossen, gehen die Lassos Mariachis aber allemal als herzliche Hardcore-Version der Wintersport-Akustiker Christoph & Lollo durch. (falter, Gerhard Stöger)

tba / vamos

Völlig ironiefrei nennen sich die zwei Wiener Jürgen Plank und Roland Cresnar Jorge Blanco und Raoul Corona, um uns seit mehr als einem Jahrzehnt mit kleinen Gitarrensongs voller Staub, betrunkenen Männern und halbseidenen Frauen vom Leben unter dem Sombrero zu erzählen. Kitsch und Wahnsinn, geboren im Texmex-Herzen Österreichs: der Steiermark.

Die Nonsens-Musiker mit ihren Nonsens-Liedern und ihren Nonsens-Texten („Daniela sagt was sie mag / Seither hab ich Hautausschlag“) machen Musik, die so klingt wie ein gut abgestandener Tequila in der Mittagssonne schmeckt: trocken und irgendwie nach Verzweiflung. Die Gitarre, der Gesang, die dadaistischen Texte – es erinnert ein kleinwenig an Skispringerlieder im Sand. Martin Amanshauser, selbst so etwas wie der Gringo unter Österreichs Autoren, ist auch mit von der Partie. Er schrieb ihnen zum elfjährigen Jubiläum den oben zitierten Text zu „Daniela sagt“. Eine Hymne an die moderne Frau, olé! (tba, Martin Thür)

video: je t'aime


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Zum Rotlicht-Konzert vom 17. Juni 2019 (Dornbach), gemeinsam mit Dominik Nostitz.

korso / amigos

"Lettland ist, wie sein Ringer und Gewichtheber produzierendes Vorbild Bulgarien, ein Land voller Helden. Die Helden, die auf Amigos (Trost Records) dem neuen, zweiten Album der formidablen Wiener Combo Lassos Mariachis besungen werden, kann man aber überall auf der Welt finden. Einen Haufen junger Männer etwa, freundliche nette Zeitgenossen, gute Freunde und tolle Liebhaber: Amigos eben. Sie lieben ihre Frauen und stellen ihnen mit großer Liebe und Sorgfalt das eine oder andere Einfamilienhaus hin. Oder aber Johnny. Auch er scheint im Hausbau seine Erfüllung zu finden. Zuvor muss er aber in die Fremde ziehen. Der Hohen Minne wird ebenso breiter Raum eingeräumt, wie dem – immer noch weit verbreiteten – Vorgang des Ablebens. Für die Nachwelt gilt aber: Amigos ist ein Meisterwerk der avancierten Wehmut und der fröhlichen Melancholie. Selbst das Weltenende erscheint plötzlich nicht mehr ganz so bedrohlich. Mit den Lassos im Ohr erwarten wir auch die Apokalypse mit erhobenem Haupt." (korso, DJ Kolchos/DJ Sowchos)

live @ flex

live @ flex (c) lassos mariachis

Dienstag, 15. Februar 2011

evolver / vamos

Tex-Mex auf österreichisch

Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.

Nach wie vor ziehen Roland Cresnar und Jürgen Plank als Raoul Corona und Jorge Blanco mit ihren Juanitas - wie sie ihre Instrumente nennen - als Lassos Mariachis von einer Spielstätte zur anderen. In die bewährten Gitarrenklänge mischen sie nun dezent Mundharmonika und Orgeln, um die Melodien zu unterfüttern, ohne dick aufzutragen. Und sogar den Computer lassen sie nicht mehr ungenutzt in der Ecke verstauben.

Am Gesamtklang der Lassos-Musik ändert der Sound von "Vamos" jedoch wenig - sie zeichnet sich immer noch durch den Charme der Holprigkeit aus. Unvollkommenheit ist eine Zier, die im Runden Ecken findet und das als die normalste Sache der Welt erscheinen läßt. Zwischen Kitsch und Anspruch wagt sich das Gesangsduo an Harmonien, die funktionieren und doch durch beiderseitig mangelhafte Stimmausreifung aneinander reiben. Genußvoll lassen sie sich Zeit und dehnen die Takte. Die beiden zelebrieren in gedämpfter, aber nicht stiller Übereinkunft die Gemütlichkeit einer verdösten Siesta.

Die Lassos Mariachis schreiben und komponieren weitgehend selbst, wobei sie sich nur selten auf Ausflüge ins Fremdsprachige begeben. Gelegentlich werden sie auf der Suche nach singbaren Zeilen auch bei österreichischen Autoren fündig und liebäugeln mit Simplizität für Belesene. So stammt der Text zu "Faro Triste" von Günther Freitag und der zu "Daniela sagt" von Martin Amanshauser.

Wer sich lieber live eine Meinung bilden möchte, wie sich das anhört, hat - bei freiem Eintritt - am 6.12. im 7stern in Wien bei der Albumpräsentation Gelegenheit dazu. (evolver 17.11.2006)

musikmagazin / córdoba/europameister

Die EM hält - man merkt es - auch teilweise Einzug in unsere werten Musikerhallen. Ich erinnere mich noch an die "Schifahrer-Lieder" ... hier die Fußball-Pendants. Und "Córdoba", genauso wie "Europameister" sind genau das, was man erwartet, wenn man hört, dass die Band "Lassos Mariachis" heißt. Man stelle sich die bereits erwähnten "Schifahrer-Lieder" vor und lege sie auf Fußball um. Mir persönlich fehlt der Humor ein wenig. Aber das liegt sicher an mir.

PS: Das Spiel war vor zehn Minuten aus. War wohl nix. Dann könnt ihr immerhin zu der "Europameister"-Nummer ein paar Tränen aus den Augenwinkeln drücken... (Oliver Jungwirth)

Montag, 14. Februar 2011

wiener zeitung / "cuando un amigo se va..."

Selbstverständlich erscheint dieser Garant für das Abseitig-schöne, eine CD aus dem Scheffenbichler-Umfeld, im Eigenverlag. Ihr Faible für Wildwest- und mexikanisches Liedgut ließ in Raoul Corona
und Jorge Blanco die Idee reifen, sich Lassos Mariachis zu taufen. Mit leicht dilettantischem Charme nehmen Cresnar/Plank (so heißen die Coautoren bürgerlich) gefangen, wenn sie Selbstverfaßtes über
die Ferne, unerreichbare, verfließende und verflossene Liebe klampfen: „Sie fragte: Wirst du treu sein?/ Er schwor's und dachte dabei/ an die vielen schönen Mädchen/ in Jakarta und Hawaii/ Doch das
Meer, es war zu tief,/ als ihn das Schicksal rief . . . " (Alfred Pranzl, 5.3.1999)

skug / "vamos"

Wieder haben die fahrenden Gesellen Jorge Blanco und Raoul Corona ihre Huftiere gesattelt und sich auf die Reise begeben, um das Glück zu suchen. Weit sind sie herumgekommen. Die Lassos Mariachis haben die Frontera hinter sich gelassen und gelangten über Ozeane und Flussläufe fast nach El Dorado, sahen die Küste Afrikas und machten Zwischenstopp in Rom. In zwölf Songs berichtet das Duo aus Wienexico von Begegnungen, Begebenheiten und Beobachtungen in dem ihnen eigenen Tex-Mex-Stil: Harmonischer Zwiegesang vorwiegend in Moll begleitet von Gitarren-Arpeggios. Erweitert wurde der Latin-Sound mit modernster Computertechnik und postmodernem Eklektizismus. Mittels Sampling, Bläsersätzen, weiblicher Verstärkung im vokalen Bereich (Birgit Paul) und vergrößertem Instrumentarium stößt Vamos in neue Räume vor - z.B. in die der Durtonarten. Diesmal spielen sich also unglückselige Love-Stories nicht nur in Westernlandschaften ab (»Gringo«), auch am Rio del la Plata und auf hoher See (»Chiquitita«) findet sich kein Happy End in trauter Zwei- oder Dreisamkeit. Insgesamt nimmt man das aber doch nicht zu tragisch, zwar reminisziert man beim Abstecher nach Paris Serge Gainsbourg (»Je t´aime«), jedoch geraten in den italienischen Impressionen Calvino, Fellini, Caprisonne, Paolo Conte, der Papst und ein namenloser Hund in ein absurdes Karussell (»Faro Triste«). Dem sinnlosen Treiben der Welt wird eine ordentliche Portion Nonsens entgegengesetzt und das ist gut so. (Jenny Legenstein, skug 69)