Samstag, 19. Februar 2011

haubentaucher / amigos

"Dass es in Wien nicht nur elektronische Fahrstuhlmusik oder ansprechenden Hiphop gibt, weiß man. Aber dass in der Bundeshauptstadt auch zwei eigenartige Gringos existieren, die gerne Mariachis wären, haben Sie das auch gewusst? Die Lassos Mariachis jedenfalls haben nicht nur bereits die zweite CD herausgebracht, sondern auch auf Sammelalben wie "Heimat" und "LoveSexAmour" (beide pumpkin records) mitgewirkt. Außerdem taucht der Name neuerdings immer wieder auf Konzertplakaten auf ¬ soll heißen,langsam aber sicher sollte man sie kennen (lernen). "Amigos" ist so etwas wie ein Konzeptalbum. Das bringt an positivem eine gewisse Geschlossenheit, ein gründlich abgehandeltes Thema (Liebe, Trennung, Staub,...). Das was bei "echten" Mariachis schwungvoll, kreischend, hysterisch fröhlich wäre, das ist bei den Wienern tendenziell traurig, depressiv, von Einsamkeit und Verlassenheitsgefühlen getränkt. Die Geschlossenheit bringt es allerdings auch mit sich, dass die CD wenig Tempo, wenig Witz aufbringt. Die genannten Beiträge auf den Pumpkin-Compilations liefern demgegenüber mehr Skurrilität, Ironie, Spiel mit eigenen kulturellen Wurzeln. "Amigos" hingegen hat nur selten solche Momente. Aber einige hervorstechende Songs gibt es schon. "Bauhaus", "Johnny (Wayne)" oder "Vorbei" sind solche, wohingegen speziell die erste Hälfte der CD irgendwie lähmend wirkt. Vielleicht sollte man bei CDs immer erwähnen, für welche Augenblicke im Leben sie sich besonders eignen: Nun denn: "Amigos" ist gut für verregnete Sonntagnachmittage, im Fernsehen läuft Formel 1 oder Springreiten, Heinz Prüller oder Peter Nidetzky weggeschaltet, die Mariachis spielen auf. Oder: "Amigos" ist gut, wenn man halbtraurig sein will, ohne wirklich Grund dafür zu haben." (haubentaucher, CD des Monats August 2002)

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